Mais ist nicht gleich Mais, das ist im Zuge des jahrzehntelangen Maisanbaus mit unterschiedlichen Nutzungsrichtungen jedem Landwirt bewusst. Speziell für Milchviehbetriebe kann die Wahl der richtigen Sorte ein wichtiger Schritt in Richtung höherer Wirtschaftlichkeit sein. Denn eine hohe Milchproduktion aus dem Grundfutter verringert bekanntlich die Kraftfutterkosten. Das heißt eine moderne angepasste Sorte produziert nicht nur hohe Erträge auf dem Hektar, sondern bietet auch spezielle Nährstoffkonzentrationen und Verdaulichkeitskriterien für die artgerechte Wiederkäuerfütterung. Möglich wird dies durch innovative Pflanzenzüchtung.

Bei der Maissortenwahl für den Milchviehbetrieb sollten folgende Parameter beachtet werden:

Die Energiekonzentration (MJ NEL/kg TM) der Silage ist wichtig: Energiereiches Futter ist leichter verdaulich und kann somit die Futteraufnahme steigern, da die Verweildauer im Pansen kürzer ist. Die Rechnung ist einfach: je höher die Energiekonzentration der Maissilage, desto höher ist die Futteraufnahme und dementsprechend kann die Milchleistung gesteigert werden. Damit eine Maissilage hohe Energiekonzentrationen erreichen kann, ist ein hoher Stärkegehalt der angebauten Sorte wichtig. Die Stärke wird im Maiskolben eingelagert. Im Gegensatz zur Restpflanze ist die Stärke leichter verdaulich und wird im Pansen teilweise abgebaut. Dabei ist zu beachten, dass bei einem zu schnellen Stärkeabbau der pH-Wert im Pansen in einen kritischen Bereich unter 5,5 abfallen kann und bei der Milchkuh das Risiko einer Pansenazidose besteht. Die Rohfaseranteile in der Silage können dieses Risiko reduzieren. Sie fördern das intensive Wiederkäuen und damit den Speichelfluss des Tieres, durch den niedrige pH-Werte, in Folge des Stärkeabbaus, abgepuffert werden. Die Rohfasergehalte, also Zellwandbestandteile, wie Zellulose und Hemizellulose, und deren Verdaulichkeit sind bei den Maissorten verschieden. Neben dem Stärkegehalt ist auch eine hohe Restpflanzenverdaulichkeit ein wichtiges Auswahlkriterium bei Mais in der Milchkuhfütterung. Diese Kombination drückt der sogenannte ELOS-Wert (enzymlösliche organische Substanz) aus. Er gibt die Gesamtverdaulichkeit einer Maissorte und damit auch den Energiegehalt wieder.

Die Maissorte muss zur Rationszusammensetzung passen

Um Milchkühe gesund zu ernähren und hohe Milchleistungen zu erzielen, muss das Verhältnis zwischen einer hohen Energiekonzentration und einem ausreichenden Strukturanteil in der Futterration stimmen. Bei einer grasbetonten Ration sollten Maissorten ausgewählt werden, die hohe Stärkegehalte liefern, um dadurch die Ration aufzuwerten. Denn in einer grasbetonten Ration wird die notwendige Struktur durch die Grassilage bereitgestellt und der Mais liefert aus seiner Stärke die Energie.

Bei einer maisbetonten Ration sind Sorten sinnvoll, die den hohen Energiegehalt aus der guten Zellwandverdaulichkeit liefern und geringere Stärkegehalte haben. Der geringere Stärkegehalt ist wichtig, um eine Pansenazidose zu vermeiden und ausreichend Struktur durch die Restpflanze in der Ration zu haben.

Große Fortschritte in der Sortenentwicklung

In der Maissortenentwicklung sind bezüglich der Eignung für die Milchproduktion große Fortschritte erzielt worden. Neue Sorten bieten nicht nur gute agronomische Eigenschaften, wie sehr gute Gesundheit und gute Stress- und Trockenheitstoleranz, sondern sie sind so entwickelt worden, dass sie
zusätzlich die Anforderungen des Wiederkäuers bestens erfüllen. Bei der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) werden diese Sorten mit einem Milk Index Symbol gekennzeichnet. Ein Beispiel hierfür ist die Maissorte GLUTEXO (ca. S 250). Sie kombiniert alle Qualitätsparameter hinsichtlich einer guten Wiederkäueranpassung und gute agronomische Eigenschaften. GLUTEXO erzielte einen hohen Stärkeertrag von rel. 102,2 bei einem gleichzeitig hohen Stärkegehalt von 32,3 % in der EUP 2020 über 18 Standorte im mittelfrühen Reifebereich. Damit eignet sich die Sorte besonders für den Einsatz in grasbetonten Rationen. Im frühen Reifebereich ist EMELEEN (ca. S 210) mit einer sehr hohen Restpflanzenverdaulichkeit und hohen Stärkegehalten zu empfehlen. EMELEEN hat bei einem Stärkegehalt von 31,6 % einen ELOSWert von 72,5 % (EUP Silo früh, 2020). Daraus ergibt sich für die Sorte eine hohe Restpflanzenverdaulichkeit, die für die maisbetonten Rationen benötigt wird. Abgerundet wird das Portfolio von KIMMICH (S 240) – der Mais für die Milch- und Biogasproduktion. Diese Sorte steht erstmalig bundesweit in den Landessortenversuchen.